Am Wochenende wurde ich mal wieder mit der Aussage konfrontiert, daß es in der Magie kein großes Geheimwissen mehr gäbe und man alles in Büchern bzw. im Internet nachlesen könnte. Ein persönlicher Lehrer oder die Mitgliedschaft in einer magisch arbeitenden Loge sei einfach nicht mehr zeitgemäß. Das hat mich zu diesem Blogartikel inspiriert.
Also vorab: ich habe genügend Guruallüren, sexuelle Avancen von Lehrern und die Abgründe der Logenpolitik erlebt. Alle, die darauf keine Lust haben, haben mein vollstes Verständnis. Aber trotzdem bezweifle ich, daß man nur aus schriftlichen Quellen etwas so komplexes wie Magie erlernen kann. Nicht umsonst muß man sich für andere komplexe Sachgebiete einige Jahre an der Uni tummeln, bevor man von sich behaupten kann damit arbeiten zu können. Und das Wissen über Chemie oder Medizin findet man ja auch alles in Büchern.
Es stimmt zwar, daß man vieles in Büchern nachlesen kann, aber das erste, was einem eine gute Ausbildung vermitteln muß, ist die Fähigkeit die Lektüre einzuordnen. Man muß lernen ein Fachbuch von Sciencefiction zu unterscheiden. Viele ‚Magier‘, die sich ihr Wissen aus Büchern angeeignet haben, kommen mir vor wie Leute, die sich als große Naturwissenschaftler fühlen nachdem sie ein paar populärwissenschaftliche Bücher gelesen haben.
Damit sind wir auch schon beim zweiten Punkt, den die Ausbildung oder die Arbeitsgruppe abdecken sollte: die Erfolgskontrolle. Um zu Beginn niemanden soweit zu frustrieren, daß er das Hellsehen ganz aufgibt, ist es durchaus sinnvoll mit der schamanischen Ermutigung ‚Alles was Du wahrnimmst ist auch wahr‘ einzusteigen. Aber irgendwann muß man auch bei der feinstofflichen Wahrnehmung mal zu überprüfbaren Fakten kommen. Wer sich dem entzieht, wird mit seinen medialen Wahrnehmungen immer mehr in Phantasiereiche abgleiten und sie nicht in der materiellen Welt praktisch nutzen können. Das gleiche gilt für magische Fähigkeiten, bei denen die Erfolgskontrolle hilft den schmalen Grad zwischen Versagensängsten und Größenwahn erfolgreich zu beschreiten.
Des Weiteren ist der Mensch einfach ein soziales Wesen und die intrinsische Motivation trägt meist nicht weit, wenn man ganz allein arbeitet. In der Gruppe stellt man sich seinem Schweinehund energischer entgegen und setzt sich auch mit Themen auseinander, zu denen man keine große Lust hat. Aber oft sind es gerade diese Dinge, die einem schwer fallen, die einen am meisten weiterbringen.
Man lernt nicht mit dem Geist allein, sondern mit allen Sinnen. Vieles muß man sich abschauen, durch nachmachen erschließen oder ertasten. Die Magie ist keine rein geistige Disziplin, auch Körper und Seele müssen sich dabei entwickeln. Man muß ein Gefühl für die richtige Ausführung einer energetischen Übung bekommen. Das geht nur mit anderen Übenden zusammen. Der Austausch über das Erlebte und die Einordnung des Wahrgenommenen sind genauso wichtig, wie die Übung.
Magische Rituale muß man einfach auf allen Ebenen erlebt haben und dieses Erlebnis wird ganz anders ausfallen, wenn sie von jemanden ausgeführt werden, der das beherrscht. Als Anfänger hat man sonst das Problem, daß man nicht weiß, warum man bei seinen Ritualen nichts wahrnimmt. War das Ritual völlig kraftlos oder reicht die eigene feinstoffliche Wahrnehmung noch nicht aus, um etwas zu bemerken?
Und zu guter Letzt sind ein guter Lehrer oder eine funktionierende Gruppe noch eine Art Lebensversicherung. Falsch ausgeführte energetische Übungen sind gesundheitsschädlich und wenn man bei der Entwicklung seiner Medialität nicht richtig vorgeht, dann hat das Einfluß auf die psychische Stabilität. Es kommt schnell vor, daß man sich in Dinge verrennt, die einem nicht guttun oder sich mit Wesenheiten einläßt, die einen keineswegs weiterbringen. Von jemandem, dem man vertraut darauf hingewiesen zu werden, kann einen davor bewahren endgültig zu scheitern.
Das Thema ‚Initiation‘ ist einen eigenen Blogartikel wert. Kommt an Mabon. Wünsche allen ein schönes Lammasfest.
|
|