Dieser Blog ermöglicht es sich auch mal mit den Grundkonzepten der Magie, zumindest in der Art wie ich sie betreibe, zu beschäftigen. Deshalb gibt es dieses Jahr zu Samhain keinen reißerischen Blogartikel wie in den letzten Jahren, sondern etwas über Animismus. Wem das zu langweilig ist, der sei an das Archiv verwiesen wo sich Artikel über Geister (vom 1.11.2018) und teuflische Besessenheit (1.11.2020) finden lassen.
Magie ist etwas das Menschen anscheinend schon immer gemacht haben. Das zeigen die als Jagdzauber verwendeten Höhlenmalereien und die Versuche dem Pharao durch Rituale die Gottwerdung nach seinem Tode zu ermöglichen. Zaubern gehört zum Menschsein dazu, auch wenn man in unserer westlichen Kultur, seit ein paar 100 Jahren davon abgekommen ist. Was genauso dazugehört und die Grundlage des magischen Denkens ist, ist der Animismus.
Wer mal ein paar Tage allein in der Natur unterwegs ist, wird schnell erleben, wie belebt sich Bäume, Felsen und Flüsse anfühlen. Der Himmel, die Erde, der Wind und der Regen haben Bewußtsein und man kann mit ihnen kommunizieren. Ob sie so einem Winzling, der seinen Müll überall verteilt, dann auch antworten, ist allerdings eine ganz andere Sache. Ethnologen neigen gern dazu das als primitives Denken hinzustellen - so nach dem Motto ‚Ich fühle etwas, dann muß der Baum doch genauso fühlen‘. Wer sich damit schon einmal beschäftigt hat, weiß: Bäume fühlen komplett anders als wir. Mit einfachen Projektionen des eigenen Innenlebens sind die Wahrnehmungen, die man in der Natur macht, nicht zu erklären.
Interessanterweise war wahrscheinlich jeder Mensch auch hier im ‚zivilisierten‘ Westen einmal Animist - zumindest zwischen seinem zweiten und sechsten Lebensjahr. Das sagt wenigstens die Entwicklungspsychologie (siehe z.B. hier: Die Rolle des Animismus bei der Vermittlung chemischer Sachverhalte: eine ... - Martin Püttschneider - Google Books). Die meisten geben die Kommunikation mit laut gängiger westlicher Ansicht unbelebten Gegenständen dann auf, wenn sie in die Schule kommen. Ob das mit ihrer Intelligenzentwicklung oder mit Gehirnwäsche durch unser Bildungssystem zu tun hat, kann jeder für sich selbst entscheiden.
Animismus wird gern als eine Religion dargestellt, aber er scheint eher die natürliche Art der Wahrnehmung für den Menschen zu sein, die ihm durch unsere Zivilisation mühsam abtrainiert werden muß. Wo käme man schließlich hin, wenn die Leute das glauben würden, was sie wahrnehmen und nicht das was man ihnen erzählt? Da gerät man fast in Gefahr, daß dieser Blogartikel zu einem der üblichen gruseligen Samhainartikel wird…
Obwohl das Training durch die westliche Zivilisation so perfektioniert worden ist, kennt jeder von uns einige Menschen, die zumindest, wenn sie sich unbeobachtet wähnen, Gespräche mit ihren Katzen, Tomatenpflanzen oder sogar mit ihrem Auto führen. Wenn die Katzen es mit Wohlverhalten, die Tomatenpflanzen mit mehr Früchten und das Auto mit weniger Pannen danken, dann beginnt genau da die erfolgreiche magische Arbeit.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein schönes Samhain.
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