Wer an traditionelle Hexenkunst denkt, dem fallen zuerst Rituale, Zaubersprüche und die Arbeit mit Pflanzen ein. Ein Aspekt, der meist übersehen wird, ist das Träumen.
Die meisten modernen Hexen betreiben ihr Handwerk als eine Form von abgespeckter Ritualmagie im Stile des golden Dawn. Da hat man magische Werkzeuge (Kelch, Schwert, Stab und Pentakel), zieht rituelle Kreise und öffnet die vier Himmelsrichtungen. Die spirituelle Ausrichtung dabei ist natürlich etwas anders als im Golden Dawn. Es herrscht oft eine ‚alles ist Bewußtsein / Energie‘ Mentalität vor und es geht um spirituelle Weiterentwicklung mit gutem Karma.
Kontakte mit Göttern, Engeln und Dämonen werden in der modernen Hexenkunst hauptsächlich in ritueller Form hergestellt. Man praktiziert Anrufungen und Invokationen oder Evokationen. Der Kontakt geht dabei immer vom Praktizierenden selbst aus. Sobald die andere Seite versucht Kontakt aufzunehmen, geraten viele moderne Hexen schnell in Panik und suchen ihr Heil in Bannungen.
Wenn man aber einmal die Prozessakten aus der Hexenverfolgung liest, dann wird einem klar, daß diese Art zu arbeiten nur sehr wenig mit dem, was früher praktiziert wurde, zu tun hat. Damals begegnete man den Kräften, die hinter der Hexenkunst stehen, vor allem in Visionen und Träumen. Oft wurde der Kontakt von der anderen Seite initiiert und damit auch der oder die Praktizierende. Sicher gab es auch damals die Arbeit mit Zaubersprüchen und Pflanzen, aber die Anleitung dazu kam meist aus Träumen und Visionen.
Die Voraussetzungen zum Träumen waren damals ungleich besser als heute. Keine ‚Lichtverschmutzung‘, kein Fernsehen oder Computerspielen bis tief in die Nacht. Kerzen waren früher für viele unerschwinglich. Das Haus wurde nach Einbruch der Dunkelheit nur noch vom Herdfeuer erhellt. Bei dieser Beleuchtung kann man nicht mehr viel anderes machen als ins Bett zu gehen. Besonders im Winter konnten die Nächte also sehr lang werden. Oft wurden sie noch durch kurzes Aufstehen mitten in der Nacht unterbrochen, wenn Holz nachgelegt werden mußte, die Blase voll war oder man sich aufwärmen wollte. Also ideale Bedingungen für luzides Träumen, wie wir sie heute nur noch schwer herstellen können. Zusätzlich wurde sicher damals noch mit Flugsalbe oder ähnlichen Mischungen nachgeholfen, wenn eine Vision dringend benötigt wurde.
Damit möchte ich jetzt nicht sagen: ‚die haben das damals alles nur geträumt‘, sondern ganz im Gegenteil: diese Art Magie zu praktizieren führt zu wesentlich besseren Kontakten mit der anderen Seite. Wer es einmal ausprobieren möchte, kann versuchen Naturwesenheiten aus seiner näheren Umgebung in seine Träume einzuladen.
In diesem Sinne wünsche ich Allen ein schönes Frühlingsequinox.
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