Wie zur Wintersonnwende angekündigt, geht es in diesem Blogeintrag ums Kräutersammeln. Viele Nachwuchshexen bestellen die für Talismane, Räucherungen oder magische Zubereitungen wie Flugsalbe benötigten Kräuter einfach im Internet. Das spart viel Zeit und man bekommt auch wenn man nicht weiß, wie die Kräuter aussehen, die ‚richtigen‘.
Nun, zumindest bekommt man das richtige Pflanzenmaterial. Aber in der Magie kommt es nicht nur darauf an die chemisch richtigen Zutaten zu haben. Der energetisch feinstoffliche Anteil der Pflanzen ist für die meisten magischen Anwendungen bedeutend wichtiger.
Und genau darum ist es bei getrockneten Pflanzen aus der Plastiktüte, die in Massenproduktion ‚hergestellt‘ wurden, meist schlecht bestellt.
Wie sammelt man also Pflanzen respektvoll und fachgerecht, damit sie die maximale Kraft für magische Arbeiten haben? Dabei gibt es einiges zu beachten. Fangen wir mit dem Zeitaspekt an. Bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. die Mistel, sollten Pflanzen nur zwischen Ostara und Samhain gesammelt werden. In der winterlichen Ruhephase ziehen sie ihre Kraft zurück in die Wurzeln und wollen nicht gestört werden. Am besten sammelt man Pflanzen zu Zwischenzeiten, also beim Sonnaufgang oder -untergang. Wenn man die gesammelten Kräuter für Heilzwecke oder für aufbauende magische Arbeiten einsetzen möchte, dann ist der Sonnenaufgang vorzuziehen. Die meisten Pflanzen haben kurz vor der Blüte die meisten ätherischen Öle und die stärkste Kraft.
Auch die Mondphase ist wichtig. Die generelle Aussage, daß bei Vollmond alle Pflanzen die größte Kraft haben, stimmt so aber nicht. An Vollmond verteilt sich die Kraft nach außen, man möchte sie aber im Pflanzenmaterial gespeichert haben. Außerdem sind die Kräuter zum Vollmond wässriger, was für die Weiterverarbeitung nicht vorteilhaft ist. Man sammelt also am besten zwischen Neumond und zunehmendem Halbmond. Besonders Heilkräuter brauchen viel Sonne und wenig Mond, sollten also nach sonnigen Tagen bald nach Neumond gesammelt werden. Bei aufsteigendem Mond geht die Kraft in die Blätter und Blüten, bei absteigendem Mond sammelt sie sich in den Wurzeln. Je nachdem welchen Pflanzenteil man ernten möchte, sollte man das also berücksichtigen.
Der wichtigste Punkt für den magisch Praktizierenden ist allerdings jede Pflanze als Persönlichkeit anzusehen. Es gilt beim Sammeln den Pflanzengeist zu kontaktieren und ihn zur Mithilfe bei den geplanten magischen Arbeiten zu motivieren. Aus dieser Aufgabe leiten sich die traditionellen Rituale beim Pflanzensammeln ab.
Man sollte mit leerem Magen und ohne Schuhe losgehen, auf dem ganzen Weg nicht zurückschauen und auf Omen (Vogelflug, Wolken, etc.) achten. Das versetzt einen dann hoffentlich in einen Bewußtseinszustand in dem der Kontakt zum Pflanzengeist leichter möglich ist. Dann tritt man von Westen an die Pflanze heran und sucht das Gespräch mit dem Pflanzengeist. Man sollte keine Pflanzenteile ohne seine Zustimmung nehmen. Wenn man sich einig geworden ist, pflückt man die Pflanze mit der linken Hand und gibt dem Pflanzengeist die Opfergaben, auf die man sich geeinigt hat. Traditionell sind Wein, Honig, Milch oder das eigene Blut. Aber mit Wasser, besonders bei trockenem Wetter, Kalk oder Hornspänen habe ich auch schon gute Erfahrungen gemacht.
Nach dem Pflücken sollte die Pflanze nicht mehr die Erde berühren und nicht mit dem Messer geschnitten werden. Eisen vertreibt nicht nur Feen, sondern auch Pflanzengeister. Das man die Finger von seltenen Pflanzen läßt und auch die örtliche Population nicht durch massenhaftes Ausreißen von Pflanzen beschädigt, versteht sich hoffentlich von selbst. Am besten baut man die Pflanzen, deren Hilfe man häufiger benötigt, im Garten an. Dann kann sich auch der Kontakt zum Pflanzengeist über die Wachstumsphase hinweg langsam entwickeln.
Mit diesem Ausblick auf die kommende Sammelsaison wünsche ich allen ein schönes Lichterfest.
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