Hexenkunst-Blog

1.8.2022 – Selbstversorgung

Inzwischen kann der Bauchansatz, der früher nur die Bikinifigur verschandelte, schon fast als Kapitalanlage angesehen werden. Bei den steigenden Lebensmittelpreisen fragen mich angehende Gemüsegärtner immer wieder nach meinem Selbstversorgergarten. Also höchste Zeit darüber zu schreiben und an Lammas ist das sogar richtig passend.

 

Der Gartenbau ist ein wunderbarer Ausgleich zur spirituellen Praxis, denn er holt einen so schön auf den Boden der Tatsachen zurück. Man wird sehr schnell immun gegen esoterisches Geschwafel wie ‚Wir ernten was wir gesät haben‘. Als Gärtner weiß man sofort: das ist völliger Blödsinn. Man wird gar nichts ernten, wenn man nicht gießt und Unkraut ebenso wie Schnecken im Schach hält. Bei den Schnecken hilft Bier, beim Unkraut ißt man am besten dagegen an.

 

Giersch, Brennnessel und weißer Gänsefuß sind echte Allrounder in der Küche. Vom Auflauf bis zur Suppe geht damit so ziemlich alles. Löwenzahn, Vogelmiere und Gundermann machen sich hervorragend im Salat oder Smoothie. Nebenbei versorgen sie den Körper nicht nur mit Mineralstoffen und Vitaminen, sondern sind auch Lebensenergie pur. (Wer mehr zu den Auswirkungen der Ernährung auf die spirituelle Praxis lesen will, der kann das hier tun.)

 

Es geht also weder beim ‚Unkraut‘ noch bei den ‚Schädlingen‘ um den ‚Endsieg‘. Pflanzen sind Gemeinschaftslebewesen und sie fühlen sich in einer Monokultur auf ansonsten kahlen Beeten einfach nicht wohl. Vieles was wir für Unkraut halten unterstützt heimlich unsere Nutzpflanzen, indem es schädliche Nematoden fernhält, Nährstoffe aufspaltet oder befruchtende Insekten anzieht. Genauso ist es mit den Tieren, die wir als Schädlinge ansehen. In einem naturnah bewirtschafteten Garten halten sie sich meist gegenseitig im Gleichgewicht. Manchmal muß man eingreifen, aber meist fährt man mit dem rheinischen ‚leben und leben lassen‘ am besten.

Soweit zur ‚Begleitflora und -fauna‘. Aber mit welchem Gemüse sollte man denn den Anbau starten? Die meisten denken zuerst an die Dinge, die sie aus dem Supermarkt kennen: Kürbisse, Tomaten und Salat. Der Nachteil dieser Auswahl ist, daß diese Pflanzen unter natürlichen Bedingungen in unseren Breiten kaum Erträge bringen. Man braucht ein Gewächshaus (zumindest für die Tomaten) und jede Menge Dünger, damit sich der Anbau lohnt. Außerdem brauchen diese Gemüse sehr viel Wasser. Das wird in trockenen Sommern schnell zum echten Problem. Nach einem Versuch mit diesen Diven kann man sich dann denken, unter welchen Bedingungen die prächtigen Supermarktexemplare erzeugt wurden.

 

Andere Dinge wachsen bei uns dagegen völlig problemlos, wie z.B. Topinambur, Mangold, Rankspinat, Pastinaken, Schwarzwurzeln, Erbsen und Bohnen. Die letzten beiden verbessern sogar den Boden. Es lohnt sich also mit diesen Gemüsesorten zu beginnen. Wenn man sie einmal im Garten hat, dann vermehren sie sich entweder von allein oder man kann selbst problemlos Saatgut für das nächste Jahr züchten (einfach die ertragreichsten Pflanzen markieren und später davon die Samen aufheben).  

 

Der faule Gärtner setzt außerdem auf Obstbäume, Beerensträucher und Rhabarber. In klimatisch milden Lagen (es werden immer mehr…) sind auch Wein, Maronen und Feigen meist kein Problem. Die genaue Beobachtung von Klima, Jahreszeiten, Licht- und  Bodenverhältnissen im eigenen Garten ist ein besserer Ratgeber als irgendwelche Bücher, wenn es darum geht was man wann und wo anbauen kann.

 

Wenn der Garten schon einige Jahre bearbeitet wurde und der Boden durch viel Kompost, Pferdemist, Kalk und Holzasche langsam in Form kommt, dann kann man sich auch an die anspruchsvolleren Gemüsesorten wie Grünkohl, Rettich, rote Beete, Spinat, Lauch und Kartoffeln heranwagen. Dafür zahlt es sich aus, wenn man mit Fruchtfolgen (vor allem Kohlgewächse sollten mindestens 3 Jahre Abstand haben, bevor sie wieder auf das gleiche Beet kommen), Gründüngung und Mischkulturen vertraut ist.

 

Eine Rasenwüste in einen ertragreichen Selbstversorgergarten zu verwandeln, kann schon ein Weilchen dauern, aber wenn man dabei mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie, dann hat man im Laufe der Zeit nicht nur jede Menge gesundes Gemüse erzeugt, sondern auch sich selbst ein Stückchen weit verwandelt.

 

In diesem Sinne wünsche ich Allen ein schönes Lammasfest.


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