Da ich des Öfteren darauf angesprochen werde, ist jetzt ein Blogeintrag dafür fällig: die Flugsalbe. Der Tonlage und Gestik nach zu urteilen, ist es eigentlich immer spaßig gemeint und wenn ich dann antworte, daß Kinderfett heutzutage schwierig zu bekommen sei, lachen die Leute immer. Also: verwendet eine moderne Hexe Flugsalbe? Ja, natürlich.
Das mit dem Kinderfett ist bösartige kirchliche Propaganda. Historisch bestand die Salbengrundlage meist aus Schweineschmalz. Der vegetarischen Hexe rollen sich schon beim Gedanken an den Geruch des Schmalzes die Fußnägel auf. Deshalb gibt es bei mir Olivenöl und Bienenwachs als Salbengrundlage. Veganer können auf Kokosöl oder Kakaobutter zurückgreifen, aber traditionell ist das natürlich nicht.
Die weiteren Zutaten sind eine recht persönliche Sache und jede praktizierende Hexe wird da ihr eigenes Rezept haben. Pappelknospen sind fast immer Teil der Wirkkomponenten in der Flugsalbe, ebenso Wermut und Beifuß. Manche schwören auch auf Eisenkraut und Gänsefingerkraut. Dabei kann und sollte man es für den Anfang belassen. Wer schon etwas Erfahrung mit Flugsalbe hat und sich auch bei Pflanzen gut auskennt, der kann psychoaktive Komponenten, wie Tollkirsche und Bilsenkraut, dazunehmen. Dabei sollte man aber wirklich wissen, was man tut, sonst kann es zu ernsthaften Vergiftungen kommen.
Die oft kolportierte Verwendung von Eisenhut in der Flugsalbe, wie man sie in vielen alten Rezepten findet, ist auch bösartige kirchliche Propaganda. Nicht, daß ich bezweifeln würde, daß Eisenhut außerkörperliche Erfahrungen unterstützt, aber mit dem Zurückkommen in den Körper könnte es, angesichts der toxischen Diterpen-Alkaloide, recht schwierig werden. Da der Alkaloidgehalt jeder Pflanze unterschiedlich sein kann, ist eine sichere Dosierung unmöglich.
Die Pflanzenteile werden meist getrocknet verwendet, weil nicht alle Zutaten zur gleichen Zeit geerntet werden können. Man kann auch teilweise frische Kräuter verwenden, dann muß man aber sauber arbeiten, damit es nicht schimmelt. Die Kräuter werden rituell gesammelt und geerntet. Wenn man einen guten Kontakt zum Pflanzengeist pflegt, sind die gesammelten Pflanzenteile wesentlich wirkungsvoller. Dazu mehr im nächsten Blogartikel. Danach kommen sie in ein sterilisiertes Einmachglas und werden vollständig mit Öl bedeckt. Davor sollten sie gemörsert werden. Dabei kann man seine Intention besonders gut in das Pflanzenmaterial einbringen. Eilige Hexen verwenden einen Pürierstab…
Das verschlossene Glas bleibt dann mindestens einen Mondzyklus stehen und wird täglich geschüttelt. In den Vollmondnächten kann man es für zusätzliche Kraft auch nach draußen ins Mondlicht stellen. Nach dem Mazerieren wird das Öl erwärmt (auf ca. 60°C) und abgefiltert. Danach gibt man geschmolzenes Bienenwachs dazu, um eine festere Salbe zu erhalten (ca. 1 Teil Wachs auf 3 Teile Öl).
Zum Schluß kann man noch ein paar Tropfen der ätherischen Öle von Muskatellersalbei und Rosmarin dazugeben. Rosmarin ist dabei nicht unbedingt als Flughilfe gedacht, sondern bewahrt die Mischung vor dem ranzig werden. Die Flugsalbe bleibt etwa ein Jahr verwendbar, dann ist es höchste Zeit neue anzusetzen.
Die Flugsalbe wird auf die Fußsohlen, Kniekehlen oder in der Ellenbogenbeuge aufgetragen. Es sollte sich so anfühlen, als ob der Körper leichter wird. Die Flugsalbe sollte keine Außerkörperlichkeit hervorrufen (dazu müßte man die psychoaktiven Komponenten so hoch dosieren, daß es gefährlich würde), sondern nur den Astralaustritt erleichtern und die anschließende Reise intensiver machen.
Wünsche allen eine schöne Wintersonnwende und guten Flug in den Raunächten.
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