Hexenkunst-Blog

01.11.2023 – Freier Wille?

Dieser Blog hat aufmerksame Leserinnen und so gab es zum letzten Blogeintrag Rückfragen. Also: Wieso war dort von ‚mehr oder weniger freiem Willen‘ die Rede?

Auch wenn es schon 30 Jahre alt ist, kann man hier nochmal das Libet-Experiment anführen. Die Probanden sollten dabei die Hand heben und den genauen Augenblick, an dem sie sich entschieden die Bewegung auszuführen, auf einer Uhr ablesen. Wie die Messungen zeigten, trafen ihre Gehirne aber schon 350 Millisekunden vorher die Entscheidung und begannen die Bewegung vorzubereiten. Das war natürlich ein niederschmetterndes Ergebnis.

Ist der freie Wille nur eine vom Hirn erzeugte Empfindung? Bestimmt unser Unterbewußtsein unser Verhalten und unser Bewußtsein konstruiert nur nachträglich die Begründungen dafür? Warum denkt man dann überhaupt noch über Entscheidungen nach? Ja, wir befinden uns mitten in einem gruseligen Samhain-Blogeintrag.

Jüngere Experimente haben die Aussagen des Libet-Experiments etwas eingeschränkt. Hier findet man den entsprechenden Artikel. Besonders interessant dabei ist, daß es einen Zusammenhang mit der Atmung gibt.

Selbst wenn man von diesen neurologischen Feinheiten einmal absieht, wird unser Wille von unseren kulturellen Prägungen, Konditionierungen aus der Kindheit und körperlichen Gegebenheiten gelenkt. Fehlender Schlaf, eine hormonelle Schieflage oder ein Mangel an Drogen (für die meisten von uns Kaffee) können da schnell zu seltsamen Willensäußerungen und Handlungen führen.

Also, was kann man tun, damit der eigene Wille etwas freier wird und wir etwas selbstbestimmter in unseren Entscheidungen werden? Anstatt hier einmal wieder das Loblied der Meditation zu singen, verweise ich jetzt einfach auf den Blogeintrag vom 20.3.2020 im Archiv. Die Meditation verbessert auch unsere emotionale Stabilität und verhindert so impulsives Handeln. In dem Maße wie man ruhiger und bewußter wird, kann man sich selbst auch immer klarer erkennen. Durch Selbstreflektion kann man Entscheidungen treffen, die besser zu einem passen und mit denen man auch langfristig glücklicher ist.  Wenn man dann auch noch die volle Verantwortung für seine Entscheidungen übernimmt, ist man schon einen großen Schritt weiter.

Außerdem sollte man sich nicht scheuen seinen Horizont zu erweitern. Bildung und Wissen helfen besser informierte Entscheidungen zu treffen. Kritisches und unabhängiges Denken ist für den freien Willen ebenfalls hilfreich. Man sollte einfach nicht alles glauben was man denkt und auch die eigenen Ansichten gelegentlich mal in Frage stellen.

Als Magier pflegt man zudem einen etwas anderen Umgang mit seinem Unterbewußtsein. Einige Techniken dafür gebe ich in meinen Seminaren weiter. Und, ja, die Atmung spielt dabei auch eine Rolle. Damit würde man im Libet-Experiment zwar auch nicht besser abschneiden, aber man vereinfacht sich das Leben, wenn man den Kontakt mit seinem Unterbewußtsein verbessert.

Soweit das Wort zum Sabbat – wünsche allen ein schönes Samhain.