Hexenkunst-Blog

22.09.2023 – Feiern

Nachdem ich in diesem Jahr mehr ‚dienstliche‘ Partyeinladungen bekommen habe als private, ist das jetzt einen Blogeintrag wert. Zunächst: ich freue mich über solche Aufträge immer und komme gern als Wahrsagerin zu öffentlichen und privaten Feiern.

 

Was man dann dort als Wahrsagerin machen kann, hängt von den Umständen ab. Für die Glaskugel ist es meist zu laut, Horoskope dauern zu lange und ein Knochenorakel dürfte viele Gäste eher verschrecken. Aber Kartenlegen und Seelenkontakte über Fotos gehen eigentlich immer.

 

Teilweise hatten die Gastgeber liebevoll dekorierte Zelte für diesen Anlaß aufgebaut. Die Annahme, daß es zum ‚Hellsehen dunkel sein muß‘ scheint dabei weit verbreitet zu sein. Deshalb an dieser Stelle zur Aufklärung: ja, bei manchen Arten des Hellsehens trifft das zu. Die Aura seines Gegenübers kann man im Dämmerlicht leichter wahrnehmen. Aber wenn es ums Kartenlegen geht, dann sollte man die Karten schon gut sehen können.

 

Viele der Gäste sitzen bei solchen Gelegenheiten das erste Mal vor einer Kartenlegerin und bringen mich dann mit der ahnungslosen Frage ‚wie sieht denn meine Zukunft aus?‘ echt in Erklärungsnot. Also: die Karten zeigen nur die wahrscheinlichste Zukunft auf. Man hat einen (mehr oder weniger) freien Willen und kann sich meist noch anders entscheiden. Das ist noch relativ schnell erklärt. Aber wenn man so offen fragt, dann zeigen sich in den Karten meist die wichtigsten Ereignisse des nächsten Jahres. Und das sind nicht immer die Schönsten. Will man das wirklich auf einer Feier hören?

 

Erinnere mich noch gut an einen Klienten, bei dem die Karten eine permanente Reduzierung des Einkommens zeigten aufgrund gesundheitlicher Probleme. Wie bringt man das möglichst schonend rüber? Während ich mich vorsichtig vortastete, meinte er: ‚Ah, meine Frührente geht durch.‘ Manchmal sind die Dinge, die die Karten zeigen, glücklicherweise schon bekannt…   

 

Besonders heikel wird es, wenn einem ein glückliches Paar gegenübersitzt (dann lautet die Frage meist ‚wie sieht denn unsere Zukunft aus?‘) und man in den Karten sehr deutlich die Trennung sieht. Da wird es schwierig als Wahrsagerin wirklich die Wahrheit zu sagen, ohne den Fragenden den Tag zu verderben.

 

Bei normalen Beratungen gibt es diese Schwierigkeit selten, weil man nur für eine Beratung bezahlt, wenn man wirklich ein Problem hat, für das man eine Lösung sucht. Vielleicht ist die Situation vergleichbar mit einem Arztbesuch. Wenn man ein echtes Problem hat, wird einem dort wahrscheinlich geholfen. Wenn man sich kerngesund fühlt und nur mal alles untersuchen lassen will, dann könnte man mit Ergebnissen konfrontiert werden, die einen nur belasten. Manchmal ist die gewonnene Erkenntnis nützlich im Sinne von Früherkennung, aber oft sorgt sie nur für unnötige Panik.

 

Deshalb an dieser Stelle mein Apell: wenn Sie sich auf einer Feier kostenlos die Karten legen lassen, überlegen Sie sich bitte, was Sie wissen wollen und was nicht. Konkrete Fragen sorgen für konkrete Antworten, die einem wirklich weiterhelfen. Und die Frage ‚Na, wie lange habe ich noch zu leben?‘ sollte man sich auch besser ersparen. (Das habe ich mir nicht ausgedacht, diese Frage wurde mir dieses Jahr schon zweimal auf Partys gestellt.) Irgendwann könnte man einmal auf eine schlechtgelaunte (und unverantwortliche) Wahrsagerin treffen, die sie beantwortet… 

 

In diesem Sinne wünsche ich allen eine schönes Herbstequinox.

 


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