Im vorigen Artikel ging es um die Vorbereitungen und um die benötigten Räucherutensilien. Heute befassen wir uns mit dem Räuchern zur Reinigung von Wohnräumen. Je nachdem was man erreichen möchte, kommen dafür verschiedene Räuchersubstanzen in Frage. Auch die Räuchersubstanzen sollten rituell geweiht werden, bevor man sie verwendet. Die Wurzelbürste unter den Räucherstoffen ist Kampfer (Camphora japonica). Wenn es um das Beseitigen von feinstofflichem Schmutz geht, dann beginnt man am besten mit einer Kampferräucherung. Das man vorher auf der materiellen Ebene sauber gemacht und aufgeräumt hat, versteht sich hoffentlich von selbst.
Viele Schamanen setzen auf weißen Salbei (Salvia apiana). Für die groben Verschmutzungen die das moderne Leben auf der feinstofflichen Ebene hinterläßt, scheint mir dieser aber nicht ausreichend. Er ist gut, um den heiligen Raum in einer Zeremonie abzugrenzen und den Teilnehmern das Fokussieren zu erleichtern, aber unsere europäischen Wesenheiten scheinen auf ihn anders zu reagieren als die aus seiner amerikanischen Heimat.
Für die Reinigungsräucherung sollte man zuerst alle Rauchmelder im Haus abschalten. Man beginnt am besten im Keller und arbeitet sich nach oben. Das Räucherwerk kommt auf die gut durchgeglühte Kohle in der Räucherpfanne. Während man mit der Räucherpfanne durch ein Zimmer geht, bleiben die Fenster geschlossen. Man räuchert immer an den Wänden entlang und achtet besonders darauf keine Ecken oder Stellen unter Möbeln auszulassen. Schränke werden möglichst geöffnet. So arbeitet man sich zur Mitte des Raumes vor.
Diese materielle Handlung begleitet man mit der entsprechenden geistigen Absicht. Je nachdem wie man arbeitet, kann man schamanische Kraftlieder singen, sich mit dem Geist der Räucherpflanze verbinden, damit er einem auf den inneren Ebenen bei der Reinigung hilft oder entsprechende Gebete zu den Göttern schicken. Es ist auch sehr hilfreich, wenn man die negativen Energien gut wahrnehmen kann und so seine Arbeit kontrollieren kann. Erst wenn sich die negativen Energien und der feinstoffliche Schmutz komplett im Rauch gelöst haben (manchmal ist das Zimmer dann von dicken Rauchschwaden erfüllt), öffnet man die Fenster und lüftet gründlich.
Nach der Reinigung wird der Raum in eine für die Bewohner angenehme und passende Schwingung versetzt. Das ist eine sehr persönliche Sache. Deshalb unten nur einige Beispiele für geeignetes Räucherwerk. Natürlich kann man auch Mischungen herstellen. Das Mischen und Zerkleinern bzw. Mörsern des Räucherwerks ist auch eine gute Gelegenheit es mit seiner Absicht aufzuladen. Hierbei kann man wieder mit Kraftliedern und Gebeten arbeiten oder die gewünschte Wirkung visualisieren. Dies verstärkt die natürliche Schwingung der Räucherpflanzen. Anders als beim Reinigen gilt hier ‚weniger ist mehr‘. Man braucht keine dicken Rauchschwaden um die Atmosphäre im Raum zu verbessern.
In einer schwierigen Beziehung oder einer komplizierten Familiensituation sorgt Copal (Bursera ssp.) für Frieden. Wenn man eher mit Ängsten zu kämpfen hat, sollte man Weihrauch (Boswellia sacra) versuchen. Bei Unruhe und Nervosität vollbringt Sandarak (Tetraclinis articulata) wahre Wunder. Um Keller und Abstellkammern von abgestandener Energie zu befreien, eignet sich Kiefernharz (Pinus sylvestris) ganz ausgezeichnet.
Bei Harzen hat man den Vorteil, daß sie relativ lange auf der Kohle liegen bleiben können. Wenn man mit Kräutern räuchert, dann muß man die Kräuter von der Kohle nehmen bevor es zu brenzlich riecht. Von den heimischen Kräutern eignen sich besonders Rainfarn (Tanacetum vulgare – Abgrenzung und Schutz), Rosmarin (Rosmarinus officinales – der Muntermacher), Lavendel (Lavandula angustifolia - Entspannung und Klarheit) und Beifuß (Artemisia vulgaris – Loslassen und Neuanfänge) für Raumräucherungen.
Im Moment ist der richtige Zeitpunkt um sie draußen zu sammeln. Wünsche allen ein schönes Lammasfest.
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